Ein Eigentor, sechs Schsse 11FREUNDE

Vor der Rckkehr nach Kolumbien meldete Andrs Escobar sich noch einmal zu Wort. Nicht verschwitzt und abgekmpft im Scheinwerferlicht der Mixed-Zone, wo einem Fuballspieler schon mal die richtigen Worte fehlen. Sondern in einem Essay fr El Tiempo, die grte Tageszeitung Kolumbiens. Das Leben endet nicht hier, schrieb der Verteidiger von Nacional Medelln. Wir haben nur

Vor der Rück­kehr nach Kolum­bien mel­dete Andrés Escobar sich noch einmal zu Wort. Nicht ver­schwitzt und abge­kämpft im Schein­wer­fer­licht der Mixed-Zone, wo einem Fuß­ball­spieler schon mal die rich­tigen Worte fehlen. Son­dern in einem Essay für El Tiempo“, die größte Tages­zei­tung Kolum­biens. Das Leben endet nicht hier“, schrieb der Ver­tei­diger von Nacional Medellín. Wir haben nur zwei Mög­lich­keiten: Ent­weder wir lassen uns lähmen von Wut und Gewalt. Oder wir über­winden uns und geben unser Bestes, um anderen zu helfen. Es ist unsere Wahl. Lasst uns bitte in Respekt mit­ein­ander umgehen! Das Leben ist noch nicht zu Ende.“ Da hatte er noch ein paar Tage.

Am heu­tigen Mitt­woch jährt sich zum zwan­zigsten Mal der Tag, an dem Andrés Escobar starb. Ermordet mit sechs Kugeln aus der Pis­tole eines Mannes, der im Sold der Dro­gen­bosse stand. Hum­berto Munoz Castro, der Todes­schütze, soll Escobar noch zuge­rufen haben: Danke für das Eigentor!“, aber viel­leicht schrie er auch Gooooooool!“, Tor! Die Quellen wider­spre­chen sich, wie ohnehin einiges noch unge­klärt ist an dieser Geschichte, die 1994 die Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft in den USA über­schat­tete. Gesi­chert ist, dass Andrés Escobar am 22. Juni ein Eigentor unter­lief, Kolum­bien in der Vor­runde aus­schied und es zehn Tage später vor einer Bar in Medellin zu dem Mord kam, der die Welt scho­ckierte. Escobar war da 27 Jahre alt.

Wenn mich der Don zu Pasta ein­lädt, kann ich das schlecht aus­schlagen“

Kolum­bien war damals ein gar nicht so geheimer Geheim­fa­vorit auf den WM-Titel. Eine große Mann­schaft, ange­führt vom Stra­tegen Carlos Val­der­rama, die Tore schossen Freddi Rincon und Adolfo Valencia. In der Abwehr sorgte Andrés Escobar für Ord­nung. Im Zenit ihres Kön­nens stand diese gol­dene Gene­ra­tion des kolum­bia­ni­schen Fuß­balls vor der Welt­meis­ter­schaft in den USA. Im ent­schei­denden Qua­li­fi­ka­ti­ons­spiel gegen Argen­ti­nien siegte sie in Buenos Aires 5:0, von 26 Spielen vor der WM ging gerade eins ver­loren.

In den Neun­ziger Jahren litt Kolum­bien unter den blu­tigen Kämpfen der Dro­gen­kar­telle, die auch den Fuß­ball steu­erten. Der Patron von Nacional wie auch der Natio­nal­mann­schaft war Pablo Escobar, einer der Bosse des mäch­tigen Medellín-Kar­tells, Andrés hatte mit ihm nur den Namen gemein. Mit seinem Geld kaufte und unter­hielt Nacional die Mann­schaft, die 1989 die Copa Libert­adores gewann.

Der Patron wollte für sein Geld unter­halten werden, also wurde schon mal die gesamte Mann­schaft ein­ge­flogen, wenn ihm der Sinn danach stand. Wenn mich der Don Cor­leone zu einem Teller Pasta ein­lädt, kann ich das schlecht aus­schlagen“, hat der dama­lige Natio­nal­trainer Fran­cisco Maturana mal gesagt. Die Besuche hörten auch nicht auf, als Pablo Escobar schon unter Arrest stand. René Higuita, der ver­rückte Tor­wart, wurde dabei foto­gra­fiert. Weil er außerdem bei der Geld­über­gabe im Fall einer von Dro­gen­händ­lern ent­führten Frau betei­ligt war, wurde er zu einem halben Jahr Gefängnis ver­ur­teilt. Pablo Escobar starb im Dezember 1993 im Kugel­hagel einer kolum­bia­nisch-ame­ri­ka­ni­schen Eli­te­ein­heit. Und in den Kar­tellen und Klubs wurden die Posten und der Ein­fluss neu ver­teilt.

ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeRo7GzsdJmnKybn5eus3nEoqVmnZmcsq%2FAzqtkrJ2TncBuv8KhXHxrVXeQtL%2FEaGxucGVthA%3D%3D

 Share!